Freitag, 24. Februar 2012

Begegnungen



Seit der Ankunft der ersten Europäer vor zwei Jhdtn. sind die Bewohner der Pazifikinseln immer wieder grausam behandelt worden. Das reicht von Missionaren und Kolonialherren, die ihre üblichen gräßlichen Spuren hinterließen und zusätzlich gemeinsam mit Matrosen tötliche Krankheiten einschleppten, über Sklavenhandel bis zum Mißbrauch des Gebietes durch die Franzosen für Atomwaffentests und der Beseitigung radioaktiver Abfälle.
Vor allem gegen die Atomwaffentests haben die Polynesier immer wieder erbittert gekämpft.
Sie hatten die üblichen entsetzlichen Auswirkungen dieser Tests zu tragen, es gab Mißgeburten und viele starben an der Strahlenkrankheit. Natürlich nicht und nie offiziell. Selbst gewalttätige Demonstrationen konnten die Wiederaufnahme der Tests 1995 nicht verhindern. Und noch heute hört man von so manchem Fremdenlegionär, der seine frühe Pension hier in diesem Paradies verbringen darf: "Was regen die sich so auf? Wir haben alles ganz genau abgewischt!"...Da bleibt einem der Kloß im Hals stecken.

Das uns die Einheimischen nach diesen vielen negativen Erlebnissen mit Europäern immer noch mit offenen Armen und grenzenloser Herzlichkeit empfangen, können wir nur als Zeichen ihrer Großmut und Versöhnlichkeit sehen. Nur mit den Leuten der "Grand Nation" tun sie sich dann doch etwas schwer..


Auf unserem "Weg der Begegnungen" sind wir noch immer in Makemo unterwegs. Das Kreuzen durch die Lagune fordert die gesamte Aufmerksamkeit von uns beiden, sie ist gespickt mit kleinen und großen Korallenköpfen die bis an die Wasseroberfläche wachsen, sodaß wir immer wider ausweichen müssen.
Als am späten nachmittag die Sonne zu tief steht, um genügend Licht für sicheres Navigieren zu geben, suchen wir uns einfach ein schönes Plätzlchen am Nordrand der Lagune und lassen unseren Anker in den Sand fallen. Die Leinen sind noch gar nicht verräumt, als plötzlich ein Pärchen am Strand steht, und uns mit nachdrücklichem Winken bedeutet, doch rüber zu kommen.
Also lassen wir das Dinghi zu Wasser und paddeln. Schon auf halbenm Weg werden wir von Gaston, bis über die Hüften im Wasser, in Empfang genommen und durch die Korallen gelotst, wo uns am Strand seine Frau Adele erwartet.
Die beiden sind fröhlich und freuen sich sichtlich über den Besuch von uns wildfremden Menschen.
Mit einer Trinknuss in der Hand folgen wir ihnen über ihre auffallend gepflegte Insel. Stolz zeigen sie uns ihr grosses Regenwassersammelsystem, ihren sorgsam aufgepäppelten Papayabaum und pflücken uns die zwei letzten reifen Feigen zum Kosten vom Feigenbaum. "Die grünen brauchen noch ein paar Tage", meint Adele. Es sind die zwei einzigen Bäume auf ihrem Grundstück, die keine Kokosnüsse produzieren. Sonst gibt es hier kein frisches Obst. Außer im Dorf, Äpfel und Orangen aus NZ bzw. USA. für Adele und Gaston aber zu teuer.


So schwer es ist, auf den Koralleninseln irgendwelche Obstbäume zu ziehen, so leicht wachsen üppige Kokospalmen. Die beiden sind zwar in Pension, produzieren aber auf ihrer Insel noch Kopra aus den Kokosnüssen. Das ist eine schweißtreibende Arbeit (was ist in diesem Klima nicht schweißtreibend?), die Kokosnüsse zu ernten, zu sammeln, mühsam zu öffnen, das Kokosfleisch herauszulösen und zu trocknen und gegen alle möglichen hungrigen Viecherl (Ratten, Krabben, Krebse) zu verteidigen.

Nachdem Gaston in einer grossen Tonne Feuer enfacht hat, um mit dem Rauch verbrannter Kokosnusschalen die lästigen Mücken zu vertreiben, bitten sie uns zum Kaffee in ihr bescheidenes Heim.
Der ca. 40m² große Raum ist durch die Einrichtung in einen Wohn- bzw. Schlafbereich abgetrennt. Er ist einfach aber geschmackvoll eingerichtet, Adele liebt es, mit  Palmblättern, die in ihren Händen zu wahren Kunstwerken geflochten werden, Muscheln und schönen Wurzeln zu dekorieren.
Der große Stolz aber ist der Kühl- und Gefrierschrank. Zusammen mit den Solarpanelen, Regler, Batteriebank und Wechselrichter eine Investition von einigen tausend Euros. Gabs im Paket komplett mit Finanzierung. Dafür zahlen sie die nächsten 15 Jahre einen Teil ihrer Pension als Raten zurück. Stellt euch das vor, für einen Kühlschrank 15 Jahre Schulden tilgen!

Sie erzählen uns von ihrer Familie und ihrem Leben.
Die holprige Kommunikation mit Händen, Füßen und Zeichnungen ist lustig. Bevor es ganz dunkel wird paddeln wir auf die Alchi zurück, nicht ohne auch noch mit kunstvoll geflochtenen Hüten aus Palmblättern und frischen reifen Feigen beschenkt worden zu sein. Ihre gesamte letzte Feigenernte zaubern sie aus dem Kühlschrank und bestehen darauf, dass wir alles mitnehmen. Gut, dass wir schon soweit "polynesisch" gelernt haben, und uns ohne Gastgeschenk schon gar nicht mehr an Land wagen. Somit stehen wir wenigstens nicht mit ganz leeren Händen da.
Für uns bestätigt sich wieder der Eindruck, den wir von diesen Menschen, die soweit abgeschieden leben, erhalten haben. Sie leben sehr einfach, und damit auch anspruchsloser. Sie sind zufrieden. Und haben es nicht nötig, nach dem Glück erst zu suchen.
Die Hüte werden uns immer an diese herzliche Begegnung erinnern, auch noch in 15 Jahren, wenn die Solarschulden getilgt sind und der Kühlschrank hoffentlich immer noch kühlt.



Wenige Tage später liegen wir am Südostrand vom Atoll Makemo vor einem kleinen wunderschönen Motu. Die Insel ist mit Kokospalmen bepflanzt, aber nicht wild, es wirkt aufgeräumt, eine winzige gemauerte Hütte mit Wellblechdach und ein Tischchen sind auch schon vorhanden. Wirkt ein bißchen wie eine improvisierte Campingplatzzelle. Zwei Abende genießen wir diese Idylle alleine, genehmigen uns ein Glas Wein zum Sonnenuntergang, strecken die Füße in den Sand, starren ins Lagerfeuer, legen uns auf die schrägen Palmen und blicken mit glänzenden Augen in den atemberaubenden Sternenhimmel der Neumondnacht. Irgendwie wirkt alles irreal, nicht echt. Wie eine Filmkulisse in einem romantischen Kitschfilm und man hat Angst, aufzuwachen.


Am Freitag trifft ein Sportboot ein. 5 Männer laden einen Haufen Zeugs aus dem Boot und bauen ein richtiges Zeltlager unter den Palmen auf. Wir sind enttäuscht. "Das ist unsere kleine Glücksinsel, wir waren zuerst da!". Typisch europäischer Gedankengang. Die Erkenntnis beschämt uns. Polynesisch denken! Freu dich über die anderen Menschen und teile dein Glück mit ihnen, dann erst ist es vollkommen.
Als die Männer mit dem Boot ablegen, winken wir freundlich. Sie winken freundlich zurück. Ich deute auf die Angel und signalisiere eine Frage. Sie lächeln freudig, nicken und kommen längseits an die Alchi. Einer der Männer spricht sogar sehr gut Englisch. Sie öffnen die Kühlbox und schenken uns eine große Stachelmakrele. Wir freuen uns riesig und schenken ihnen eine Flasche Rum. Nun ist die Freude auf ihrer Seite groß. Sie erklären uns, dass sie nun alles für ein schönes Wochenende vorbereitet haben, und jetzt ihre Frauen abholen. 2 Stunden später kommen sie mit ihren Prinzessinnen zurück und schauen gleich nochmal bei uns vorbei. Einer der Jungs produziert eigenen Honig und schenkt uns gleich eine grosse Flasche davon. Honig ist hier sehr beliebt und sehr teuer. Wir bedanken uns noch herzlich und sie laden uns für später ein. Polynesisch. Teilen.


Es ist bereits dunkel, als wir an Land paddeln. Die Gruppe ist gerade beim Essen. Wir bekommen sofort Teller und Besteck in die Hand gedrückt und eine nachdrückliche Aufforderung kräftig zuzulangen. Unsere Mägen dehnen sich schon von den Makrelenfilets, jetzt kommt halt noch was drauf. Ablehnen wäre äußerst unhöflich. Also schmelzen noch "Poisson Cru" (roher Fisch in Kokosmilch) und Fischcarpaccio (roher Fisch in Olivenöl, spritzer Sojasoße, Ingwer, Zwiebelchen,..sabber) auf unserer Zunge. Die halbe Gruppe spricht ausgezeichnet Englisch. Frank und seine Kinder stammen ursprünglich von den englischsprachigen Cook Inseln. Alle sind Zeugen Jehovas. Aber niemand versucht uns zu bekehren oder gar anzuwerben. Sie interessieren sich für die österreichischen Menschen und ihre Religion. Das die Österreicher für ihren Glauben an Gott Steuern zahlen müssen können sie nicht verstehen. Das sei abartig meint eine der Damen.



Später entzünden wir das Lagerfeuer am Strand und lassen uns in den Sand fallen. Eine Gitarre wird herumgereicht und Lieder in Polynesisch, Französisch und Englisch werden inbrünstig vorgetragen. Auch Wolfgang Ambros' Schifoarn wird an diesem Abend zweistimmig über die sanfte dunkle Lagune hallen. Alle Augen glänzen. Glück. Teilen!



Eine weiter Begegnung haben wir auf dem Weg von Makemo zum Atoll Amanu. Natürlich haben wir wie immer unsere 2 Schleppangeln mit den Ködern in Betrieb, als Veronika einen Orca entdeckt, der in hohem Tempo von hinten an unser Köderfischerl heranschwimmt. An der riesigen Finne und der charakteristischen schwarz-weiß Färbung ist das Tier leicht zu bestimmen. Hoffentlich beißt der nicht auf unsere Köder, weil dann müssten wir schnellstens die Leinen kappen, sonst bricht uns der Riese auch noch die Angeln ab. Doch wie auch die Delfine sind die Schwertwale zu intelligent, um auf unechte Fische aus Plastik hereinzufallen. Nach kurzer Inspektion schwimmt er bei den Ködern vorbei und nimmt jetzt direkten Kurs auf unser Heck.
Was will er denn? In Sekundenbruchteilen rasen unsere Gedanken zu den Geschichten, die wir von Orcas gehört haben. Orcas attakieren Yachten? War das eine Story mit Seemannsgarn oder eine bestätigte Pressemeldung? Himmel, der kommt aber ganz schön schnell näher! Tam Tam Tam Tam, die Titelmelodie aus dem Film der weiße Hai ist plötzlich zu hören. Wo kommt denn die auf einmal her? Ach so, das ist der eigene Puls der so laut und schnell schlägt. Verdammt, nur noch ein paar Meter, ach Gott ist der groß! Will der ins Ruderblatt beißen? Was sollen wir machen???

Auch wenn ihr ihn nicht erkennt, hier schwimmt ein Orca unter der Alchi!
Wir wissen dass er da ist!

Knapp hinter unserem Heck taucht der Orca unter unsere Yacht und überholt uns unter Wasser. Wir können das beeindruckende Tier mit einer geschätzten Größe von 6m sehr gut erkennen, als es  am Heck des Schiffes plötzlich verschwindet und, natürlich ohne jeglichen Kontakt, durchtaucht. Sekunden vergehen, dann beginnen plötzlich unsere Lungen wieder zu arbeiten und wir saugen kraftvoll die frische Meeresbriese ein. Unser Tiefenmesser zeigt bei nicht mehr meßbaren Tiefen über 100m immer den zuletzt gemessenen Wert blinkend an. Jetzt blinken dort gerade 3,3m, das waren die Echos vom Orca.


Liebe Grüße
die Alchemisten

Montag, 13. Februar 2012

Zurück in den Tuamotus



Lebenszeichen

Weder Moby Dick hat uns verschluckt, noch sind wir das Opfer von Kannibalen geworden. Wir sind auch nicht einfach irgendwo in dieser Welt einsamer Inseln untergetaucht. Es gibt hier einfach kaum ein funktionierendes Internet. Kein Internet = kein Blog mit Fotos. Und wen interessiert da schon das Geschwafel von den schönsten Südseeatollen, ohne Fotos? Außerdem, wenn wir schon gemein sind und euch den Mund sabbrig machen, dann auch gscheit!

Aber nun Eines nach dem Anderen.

Das Atoll Tikehau ist uns leider grade mal einen Tag vergönnt. Der nördliche Wind muss ausgenutzt werden, und trägt uns weiter Richtung Osten. Mit prall gefüllten Segeln gleitet das Schiff unter azurblauem Himmel durch scheinbar endloses Wasser. Das sind die Momente, wo uns die Größe dieses Ozeans bewußt wird, und wir uns ganz winzig in unserer Nusschale fühlen. Bis wir die weiße Linie entdecken, die anzeigt, wo die Ozeanwellen gegen ein Korallenriff knallen. Die lange Dünung zieht unter unserem Schiff Richtung Riff, um dort mit gewaltigem Getöse zu brechen und ihre weiße Gischt zu versprühen.


 Rangiroa, das zweitgrößte Atoll der Welt liegt vor uns und nimmt schnell Gestalt an. Bald können wir dicht mit Palmen bewachsene Motus erkennen und finden nur Dank unserer Seekarten eine von nur zwei schmalen Lücken in diesem riesen Atoll, die es uns ermöglichen, in die geschützte Lagune zu kommen.
Nur eine leichte Strömung steht im Pass gegen uns. Ich stehe vorne am Bug und sehe durch das glasklare Wasser bis auf den Grund. Unter mir ziehen Korallenköpfe durch, dazwischen kann ich sogar einzelne Fische ausmachen. Vor uns zieht ein Adlerochen majestätisch seine Bahn, wie um uns den Weg in seine Lagune zu weisen.



Neben dem Dorf finden wir ein türkises Plätzchen vor einem Hotelresort zum Ankern. Ob die Internet haben?
Diese feinen Bungalows mit Glasboden über türkisem Wasser, sehen schon ganz nett aus.  In Anbetracht der Umstände, dass es auf den Atollen eigentlich nur Regenwasser zum sammeln gibt, fragt man sich natürlich, wie solche Resorts zu den Wassermengen kommen, die dauerduschende Touristen, Bettwäsche und Handtücher waschende Waschmaschinen und geschirrspülende Gewerbemaschinen täglich wegschlucken. Wahrscheinlich von einer Meerwasser-Entsalzungsanlage die, wie auch die ganzen anderen elektrischen Verbraucher, von einem Generator gespeist werden, dessen Durst wiederum mit Diesel gestillt wird. Diesel wird in Fässern von einem Schiff aus Tahiti herangebracht, wie auch Gemüse, Fleisch, Fisch und vieles mehr. Die Komplexität der Versorgung ist wohl auch der Hauptgrund, warum der Tagessatz bei 800.- EUR pro Person Vollpension liegt.
Internet, wenn überhaupt, gibt es nur auf den großen touristischen Atollen im Hauptdorf. Abseits herscht informationstechnologische Wüste. Gerade zu den Feiertagen, wo eh das Heimweh noch mehr plagt als sonst wird einem das Leben so ganz ohne Skype schon schwer gemacht. Da werden dann schon mal interessante Ideen ausprobiert, um mit der Aussenwelt in Verbindung zu treten.

Z.B. wissen wir als schlaue Mobiltelefonierer, wie wir die Handy-Empfangsschwäche entscheidend umgehen können. Und das geht so: Zuerst schreibt man ein SMS und sendet es mit 5 automatischen Wiederholungen. Während das Handy senden probiert, schmeisst man es schnell in eine Tasche und zieht diese dann bis in die Mastspitze, wo üblicherweise die Handystrahlen der entfernten Antenne noch stärker sind als am Boden. Nach einer Weile lässt man das Handy wider herunter und überprüft die ordnungsgemäße Sendung. Normalerweise. Wer aber vergisst, ein Gegengewicht in die Tasche zu packen, darf vor Weihnachten nochmals in das Masttop aufentern um sein Handy zu bergen und sicher zu Boden zu bringen. Ja, ja, der körperliche Einsatz, um mit unseren Lieben in Verbindung zu bleiben, ist bei uns sehr hoch.



 Immer auf der Suche nach möglichst geschützten Ankerplätzen und unserem "Weihnachtsinselchen", durchkreuzen wir die Tage vor Weihnachten die Lagune von West nach Ost, von Nord nach Süd. Dabei stolpern wir mitten in der Lagune über eine äußerst interessante Insel, Noa Noa. Die Bezeichnung der Insel und sogar mit Namen, ist bei gerade mal 70qm Landfäche schon etwas übertrieben, Korallenschutthaufen passt da wohl eher. Aber auf dem kleinen Haufen wächst ein Strauch. An sich wäre das ja nichts besonderes, wenn nicht dieser Busch durch seinen Schatten das perfekte Mikroklima für eine von Menschenhand dort platzierte Pflanze spenden würde. Ein profunder botanischer Vergleich mit der abgedruckten Flora auf einem uns zur Verfügung stehenden Bob Marley T-Shirt, ergab 100%ige Übereinstimmung. Diese "Reggae" Pflanze ist der eindeutige biologische Beweis, das Musik alle Grenzen überwindet.






Die schönste Weihnachtsüberraschung bescheren uns unsere Freunde Sandra und Reini von der Ave Gitana. Mit ihrem sportlichen Trimaran segeln sie von Apataki 100 sm zurück, um die Weihnachtsfeiertage mit uns zu verbringen. Das ein Versorgungsschiff mit Obst und Gemüse aus den Marquesas noch ihren Weg kreuzt, ist eine glückliche Fügung, die uns mit den leckersten Mangos und Pampelmusen versorgt. Unsere Weinachtskekse sind auch rechtzeitig fertig. Warum die Kekse so "happy smilen" liegt vermutlich an dem "Reggae-Kraut" das in das Rezept Eingang gefunden hat. Einem relaxten Weihnachtsabend steht also nichts mehr im Weg!










"Opa" Philip ist schon gut drauf!
Letztes Atoll im Jahr 2011 wird für uns Toao. In der Bucht "Anse Amyot" wohnen Valentine und Gaston mit Opa Philip. Sie leben vom Verkauf und Tausch von Fischen und Langusten und wenn Segler vorbeikommen, werden diese gerne bekocht.
Schnell finden wir einen Draht zueinander, zu jeder Tageszeit werden wir herzlich empfangen, immer ist Zeit für ein Tratscherl, und wir beschließen, den letzten Tag des Jahres gemeinsam zu verbringen.   
Neben Chico und Mira von der öst. SY "Chi" sind auch 5 Long Tail Fischer auf ihrem Weg in die Fanggründe an Toao vorbeigekommen, und gleich laufen die Vorbereitungen für die Sylvesterfeier auf Hochtouren.


Früh morgens des letzten Tages im Jahr wird sogar ein Ferkel geschlachtet und alles davon zu allem erdenklichen verarbeitet. Die Fischer steuern einen großen Truthahn zum Gelage bei und wir Österreicher sind für die Nachspeisen verantwortlich. Den ganzen Tag wird zerlegt, geschält, gekocht, gebacken, gegrillt,  Kokosnüsse werden von den Bäumen geholt und deren mühsam gewonnener Inhalt findet sich in Kuchen, Punsch und Fischgerichten wieder. Die Festtafel, schließlich unterm Sternenhimmel, biegt sich dann  von all den Schlemmereien.

Mangels konversationsfähigem Französisch verlegen wir uns bald auf die Mimik und Gestikulation. So ein pantomimisch dargestellter Fischzug kann dann schon eine halbe Stunde dauern und einem mit den erforderlichen Verrenkungen ganz schön ins Schwitzen bringen. Es ist ein lustiger und herrlicher Abend mit diesen offenen, herzlichen und so fröhlichen Menschen. Wieder haben wir uns ein Stückchen mehr in diesen traumhaften Flecken unseres Planeten mit seinen wunderbaren Menschen verliebt. Überhaupt alles scheint hier von Herzen zu kommen. Die Blicke, die Gesten, das Lachen.


 Die ersten Tage des neuen Jahres verbringen wir noch bei Valentine, Gaston und Philip. Alles mögliche wechselt seine Besitzer, es wird getauscht und geschenkt. Irgendwann heißt es aber auch hier Abschiednehmen. Den ganzen letzten Tag haben wir aus einem Bambusrohr eine extralange LED-Lampe gebastelt. Als wir sie den dreien als Abschiedsgeschenk über dem großen Tisch unterm Baum montieren, kann sich Valentine nicht mehr halten und verschwindet im Haus, um kurz darauf geheimnisvoll lächelnd mit einem Säckchen wiederzukommen. Sie alle sind ganz glücklich, jetzt nicht mehr bei Einbruch der Dunkelheit den lauten, durstigen Generator starten zu müssen. Die gespeicherte Solarenergie reicht nun aus, den ganzen Abend  mit Gästen an der langen Tafel bei gutem Licht zu sitzen. Auch ihr großzügiges Abschiedsgeschenk an uns ist etwas ganz Besonderes. Perlen aus ihrer eigenen kleinen Perlzucht! Damit diese berühmten dunklen Perlen auch zu einem Schmuckstück verarbeitet werden können, leiht uns Valentine sogar noch ihre  heilige, extra aus Alaska importierte Perlbohrmaschine. Mit dem Versprechen, im April bei unserer Rückfahrt von den Marquesas wiederzukommen, können wir uns verabschieden und brechen weiter Richtung Südosten auf.


Die Polynesier sind aber nicht nur ein heiteres, sorgloses Völkchen, sondern natürlich auch cool. Vor allem die Jungs. Dazu gibt es eine sehr wichtige und häufig anzutreffende Geste. Die im ganzen polynesischen Raum verbreitete "alles cool", "relax", "hang loose" Geste. Dazu streckt man von der Faust den kleinen Finger und den Daumen  weg. Es ist Frage und Antwort zugleich und bedeutet seelisches und körperliches Wohlbefinden. Diese Geste ist wohl in Österreich auch sehr bekannt und beliebt, nur wird sie ausschließlich vor dem Mund und mit einem kleinem Wippen des Handgelenks ausgeführt. Und ihre Bedeutung ist, das körperliche und seelische Wohlbefinden herbeizuführen. Gluck gluck ;-)
Auch im nächsten Atoll (Katiu) senden uns die kontaktfreudigen lokalen Kids wieder diese freundliche polynesische Signal. Allerdings ist noch nicht jeder der Buben im Besitz der notwendigen feinmotorischen Fähigkeiten. Das tut der Herzlichkeit und Freude keinen Abbruch.



Makemo erreichen wir schon einen Tag später. Im kleinen Dorf können wir uns mit dem notwendigsten versorgen und durchkreuzen dann das Atoll, immer auf der Suche nach den schönsten Flecken. Meist mit beiden Angeln hinten nach, nur keine Leerfahrten! Das fruchtet auch oft, diesesmal springt uns unser bisher grösster Fisch auf den Haken. Ein 14 kg Baraccuda mit 136cm kein Pemmal mehr!
Erst ist  natürlich die Freude groß, dieser Brocken stellt uns nun aber auch vor ein Problem.
Nun verhält es sich in den Tuamotus so, das Ciguaterra sehr unterschiedlich auftritt. Manche Atolle sind überhaupt nicht davon betroffen, in anderen gilt nur die ein oder andere Fischart als gefährlich. Wir nehmen das Problem ernst, und versuchen immer auf dem jeweils aktuellen Stand zu sein. Im Fall Makemo wissen wir von befreundeten Seglern, dass man hier unbedenklich jeden Fisch geniessen kann. Vorsichtshalber haben wir sogar noch beim Besitzer des Lebensmittelladens nachgefragt, der uns diese Auskunft bestätigt hat. Bei unserem Riesenräuber aber sind wir nun doch skeptisch. Da am Ende der Nahrungskette, gilt er als einer der am meist mit Ciguaterra angereicherten Fische.


Gespräch unter Fischern
Was tun also? Ab ins Dinghi, samt unserer grossen Beute und auf die Suche nach den nächsten Polynesier.  Wir treffen auf Coprabauern, werden mit einer Trinkkokosnuss herzlich begrüsst und gleich wird unser Riesenfang bestaunt. Nun sind sich auch die Lokals nicht mehr 100% sicher. Aber sie haben eine Lösung. Um ihre Copraausbeute gegen Krabben und Ratten zu schützen, haben sie eine ganze Hundefamilie, die uns um die Beine schwänzelt und sich auch sehr interessiert an unserem Fisch zeigt. So wird der Baraccuda gleich an Ort und Stelle zerlegt und die ersten Brocken an die Hunde verfüttert. Nachdem die gesamte Hundebande nach einer halben Stunde immer noch quicklebendig ist, wird einstimmig beschlossen, daß der Fang nun auch in unserer Pfanne landen kann. 2/3 davon verschenken wir, und ernähren uns immer noch für die nächsten 4 Tage vom Rest. Richtig fette Beute!



Die nächsten Tage finden wir unsere perfekte einsame Insel und führen ein Robinsonleben. Mit der Machete in der Hand erkunden wir das kleine Motu, lassen uns den Saft von frischen Trinknüssen über das Kinn laufen und schlagen uns knackige Palmherzen aus jungen Palmen. In mondlosen Nächten suchen wir am Aussenriff nach Lobstern.  Tagsüber jagen wir mit der Harpune zwischen den Korallen jeden Fisch in Pfannengröße und stöbern Oktopusse in den Ritzen auf.



Wir sammeln Holz, trockene Kokosnusschalen und Palmblätter, richten mit Korallensteinen eine Feuerstelle ein, säubern den Fisch und bereiten Zuspeisen. Von frischen Palmblättern haben wir gelernt, Teller und Schüsseln zu flechten. Ganz einfach, aber besser kann ein Abendmahl nicht schmecken! Fehlt nur noch ein Glas Wein zum Sonnenuntergang.








Die Nacht bricht hier herein mit der übergangslosen tropischen Plötzlichkeit. Eben noch gleicht die Lagune einem farbenprächtigen Brokatgewebe, im nächsten Moment schimmert sie in seidiger Schwärze, die nur unterbrochen wird von den Sternen, die sich im Wasser spiegeln und dem Mond, der seinen silbernen Zauber über alles legt.
In diesen Momenten gibt es keine Sorgen. Nur Wunder. Das Universum, unsere Erde, der Mensch, die Liebe. Man kann spüren, wie sich die Seele mit Glück füllt.
 
Wir lehnen im Sand an einer Palme, lauschen den Geräuschen der Natur und hängen philosophischen Gedanken nach.
Ungestörte Idylle.





Nicht ganz. Die meisten nichtmenschlichen Bewohner der Motus (Inseln rund um die Lagune) sind nachtaktiv und die Anwesenheit von Menschen nicht gewohnt. Daher wuseln nächtens auch Heerscharen von Einsiedlerkrebsen und Krabben auf der Suche nach Nahrung über den kühlen Sandboden. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass sie das Lagerfeuer anzieht, weil manchmal der Eindruck entsteht, dass sie sich zielstrebig auf die Glut zu bewegen.




Die lieben Krebserl tun aber keinem etwas und es hat sich auch noch keiner ins Feuer gestürzt. Ein anderer unwillkommener Gast am Lagerfeuer ist das "Palmhörnchen". Besser unter seinem wissenschafftlichen Namen "Rattus ordinarius", die gewöhnliche Ratte bekannt. Ist sie zu übermütig und kommt dem Menschen zu nahe, endet der dann entstehende Kampf, kleiner Nager gegen große Machete, manchmal für den kleinen Nager mitunter tödlich. Wir haben die Ratte dann an die Haie verfüttert, die haben sie aber überraschender Weise wieder ausgespuckt. Wahrscheinlich zu pelzig für einen Fisch.


Abgesehen von der Lagerfeuerromantik bringt uns der Alltag auch immer wieder Reinigungs und Reparaturarbeiten. Stunden verfliegen beim Zerlegen und Zusammenbauen diverser Gerätschaften an Bord. Auch unser Tauchkompressor feiert Dank frischer Ersatzteile aus Europa eine Wiederauferstehung. Die Reparatur ist soweit voran geschritten und der abschließende Kondomtest zeigt die Vielseitigkeit dieser einfachen Produkte auch außerhalb ihres üblichen Einsatzgebietes. Die somit festgestellte Dichtheit lässt auf einen baldigen Einsatz des Kompressors hoffen.





Das Wetter passt noch immer nicht, um in die Marquesas zu segeln. So bleibt Makemo noch für ein Weilchen unser Zuhause.
Es gibt noch einige wunderbare Begegnungen, davon aber nächstes Mal.

Bis die Tage, versprochen!
Die Alchemisten

Freitag, 9. Dezember 2011

Rund Tahiti


Nanu, a Nuss in da a Nuss!?


La Griota
Die Wale sind schon so ein Ding. Haben uns richtig in den Bann gezogen. Am Tag nachdem wir die Wale rund um die Alchi hatten, hatten wir bei der Rückkehr vom Dinghi-Ausflug zu La Griota nochmals die Ehre. Wir kommen mit dem Schlaucherl ganz nahe ran, ich meine wirklich ganz nahe, so 5-7m Meter und die Buckligen bleiben auch für einige Sekunden an der Oberfläche und rühren sich nicht. Kurzeitiges beiderseitiges einvernehmliches Stillhalteabkommen, quasi. Selbst unser Pulsschlag hält sich für diese Sekunden an das Abkommen.

Nur per Boot erreichbar.
Wir segeln ein paar Meilen weiter und machen an der Ostküste noch einmal einen Ankerplatz aus, an dem wir ruhig und geschützt liegen können. Ist bei Hauptwindrichtung Ost und Hauptschwellrichtung Südost nicht mehr so einfach. Die ausgewählte Bucht (eigentlich ist die Bezeichnung übertrieben, ankertechnisch ist eher Parklücke treffender, ist sogar besiedelt. Hierher führt keine Straße mehr und die paar Menschen die hier leben, sind mit der Außenwelt nur durch ihre Boote verbunden. Selbst die Kinder werden täglich mit einem Boot abgeholt und in die 5sm entfernte nächste Schule gefahren und wieder heim gebracht. Wir "klopfen" bei einer Familie an und fragen ob wir Brot oder Früchte kaufen könnten.

Entdeckungstour im Dschungel
Verkaufen tut hier niemand etwas, da sie alle selbst Endverbraucher sind und sich per Boot aus den entfernten Orten versorgen, trotzdem verschwinden die meisten Familienmitglieder im umliegenden Gebüsch, um nach einer Weile mit Kokosnüssen, Mangos, Avokados und Papayas wieder zu kommen. 4 große Plastiksackerl werden für uns gefüllt, Bezahlung wird beschämt und wehement abgelehnt. Nur den Kindern können wir noch eine Tafel Schokolade zuspielen. Die Familien hier sind Marquesianer, aus Nuku Hiva, die freundlichsten und großzügigsten Menschen die wir seit langem getroffen haben. Unvorstellbar daher auch die Geschichte vom auf dieser Insel ermordeten deutschen Segler Stefan und den in der europäischen Boulevardpresse gemachten reißerischen Andeutungen zum Kannibalismus.

Komischer Pelz für einen Baum.
An der Nordostseite beeindruckt uns wieder einmal das urtümliche Inselpanorama. Von See aus schaut man auf die steilen pyramidenartigen tiefgrünen Vulkanspitzen und die tiefen Einschnitte durch die permanente Erosion der Naturgewalten. Häuser oder Pflanzungen sieht man auf den Hängen keine, nur unberührte Natur. Eine Wetterverschlechterung macht unseren Ankerplatz leider ungemütlich. Einmal versuchen wirs trotzdem noch und harren in der nächsten Nische eine schaukelige Nacht aus. Aber das war es dann, so segeln wir von Tautira in einem Tag nach Papeete zurück und schließen damit unsere Tahiti Umrundung ab. Schade, weil eine Wanderung in die archaischen Täler auf Tahiti Iti wäre sicherlich noch ein Highlight gewesen. Die Regenzeit und damit die Zyklonzeit hat hier im November begonnen und das merkt man auch schon. Immer öfter regnet es sich für ein paar Tage ein und Squalls (Gewitterzellen) sind schon fast an der Tagesordnung.



Am letzten Sonntag im November, mit strahlend blauem Himmel gesegnet, erleben wir am Point Venus noch eine Überraschung. Point Venus, von hier aus hat Captain Cook dereinst den Durchgang der Venus vor der Sonne berechnet, ist für die Hauptstädter hier so was wie die Donauinsel für die Wiener. Als Kultur- und Erholungsbereich gibt es hier fast jedes Wochenende eine Veranstaltung kulturellen oder sportlichen Charakters. Frühmorgens entdecken wir schon bunte Zelter, hektisches Gewusel am Strand und Regattabojen im Wasser. Sonntag ist bekanntlich Grand Prix Tag und der wird hier heute von den Stehpaddlern ausgetragen. Dabei stehen die Piloten auf ihren Surfboards und rudern mit ihren langen Paddeln um die Wette.






Bei den beiden Mädels gehts um den Sieg.
Den ersten Start zum Damenbewerb verpassen wir, mangels Startschuss. Der kurzsichtige und etwas schläfrige Kapitän der Alchemist, der sich gerade im Adamskostüm am Badeheck der Yacht den täglichen rituellen Waschungen hingibt, darf einerseits erschreckt feststellen, dass die Alchemist ungefragt als erste Wendeboje für den Wettkampfparcours dienen darf und die Wettkämpferinnen sich gerade millimetereng um das Heck der Yacht drängeln, andererseits enttäuscht feststellen, dass die hochkonzentrierten, ehrgeizigen, durchtrainierten, amazonenhaften Athletinnen keinerlei Notiz von ihm nehmen.


An der ersten "Boje"
Die weiteren Bewerbe verlaufen durchaus spannend und unterhaltsam und als 1. Wendeboje, quasi Tribünenticket mit Boxenstrassenerlaubnis, lassen wir uns auch nichts entgehen. Warum die Veranstaltung "Iron Race" genannt wird, können wir uns bei den Männern auch vorstellen, die 5 ganze Runden lang, ca. 1,5h Gesamtzeit, bei 20kn Wind wie von Haien verfolgt unermüdlich paddeln. Vielleicht liegt hierin auch ein bisserl was vom Ursprung dieser Sportart begraben.
Regenzeit heisst aber auch Zyklonzeit, und für uns wird es auch allmählich Zeit.

net jeder is so "iron" wia er gern war.
Wir wollen weiter, zurück in die Tuamotus, den türkisen Ringatollen. Eine Woche verbringen wir noch in Papeete mit volltanken (Wasser, Diesel, Benzin, Gas), Papierln schreiben, unterschreiben, stempeln lassen, abgeben, zurückgeben, ablegen etc. und Lebensmittel für Monate bunkern. Der übliche Alltag. Das Wetterfenster kommt am 7.12. und wir zischen nach Nordosten ab. Gestern 8.12. sind wir in Tikehau, einem der westlichsten Atolle gelandet. Von hier geht's weiter Richtung Osten, wenn es Wind und Welle erlauben.

Keine Fototapete, des gibt's wirkli!
Liebe Grüße
Die Alchemisten
P.S. Wir haben bisher noch kein einziges Weihnachtslied gehört, leider auch noch kein Punschstandl entdeckt.

Samstag, 12. November 2011

Moorea - Tahiti

Haapiti / Moorea

Moizeid! wias dahoam so sche haßt.
Wir schauen uns ein bisserl dumm an, als wir am Funk plötzlich österreichische Gesprächsfetzen übertragen bekommen. Glasklarer Dialekt aus der Heimat, Salzburg, etwas reiferer Jahrgang, Südhang. Als wir uns über Funk einmischen erfahren wir, das 3 Katamarane, mit insgesamt 25 Österreichern auf dem Weg zu unserem Ankerplatz sind. Chartercrews in ihrer letzten Urlaubswoche. Natürlich werden gleich Infos und Adressen ausgetauscht und gemeinsame Bekannte abgefragt. Die Crews sind hauptsächlich aus dem Raum OÖ und SZB und den Törn hat Erhard von mariteam.at organisiert. So viele segelnde Österreicher und zufällig kommen alle am gleichen Platz zusammen! Zum Abschied werden wir noch vorzüglich am Admiralsschiff bekocht. Noch einen schönen Urlaub und gute Rückreise in die Heimat!

Den schönsten Ankerplatz entdecken wir an der Ostseite von Moorea, in Haapiti. Schon bei der Einfahrt durch den Pass fällt die Szenerie mit den schroffen grünen Bergen und dem Hollywood - Kircherl am Ufer auf. Der mächtige Surf seitlich vom Pass lockt die mutigsten Boarder mit ihren Brettln raus, um in halsbrecherischer Akrobatik in den übermannshohen Wellen zu reiten. Ein bisserl jucken tut's dann schon in den Beinen, wenn man den Buben so zuschaut.




Wir ankern bei 2,5m Tiefe auf weißem Korallensand, rundum das Riff, dass jeglichen Schwell absorbiert. Die Nuancen der verschiedenen Blau, die sich im Wasser und im Himmel zeigen, sind unendlich fein abgestuft und das Wasser ist kristallklar. Am zweiten Tag ist sogar noch Windstille und die Wasseroberfläche wird spiegelglatt und durchsichtig wie Glas. Zum Frühstück beobachten wir in diesem Aquarium  Rochen, die sich neben der Alchi im Sand von ihren Nachtschwärmereien ausruhen. Wenn ein Gefühl mit paradiesisch beschrieben werden darf, dann erleben wir es hier im Moment am stärksten.


Moorea ist umrundet und wir sind am Weg zurück nach Tahiti. Wegen vorhergesagtem und auch eingetroffenem Schlechtwetter haben wir uns gleich nach Port Phaeton, an der Südseite zwischen den beiden zusammengewachsenen Vulkankegel Tahiti NUI und Tahiti ITI verkrochen. In diesem besonders geschützen Hafen mit guter Versorgung (Wasser zur freien Entnahme in der Werft, Supermarkt 400m, Tankstelle 400m) und angenehmer Gesellschaft (SY Odin, DE und SY Pangea, AT) haben wir auch ein bisserl die Zeit vergessen und sind länger geblieben als geplant. Jetzt sind wir wieder auf unserer Tahiti Umrundung, gegen den Uhrzeigersinn, unterwegs.

Schon kurz nach dem verlassen von Phaeton Richtung Südosten, haben wir wieder Buckelwale entdeckt. Sie schwammen auch Richtung Südosten, dem Saumriff entlang und daher konnten wir sie stundenlang beobachten. Teilweise unter Segeln gegen den Ostwind kreuzend, teilweise unter Motor. Sie haben uns aber nie richtig nahe ran gelassen. wenn wir zu nahe gekommen sind, sind sie für eine Weile abgetaucht um dann in entsprechendem Sicherheitsabstand wieder hoch zu kommen. Trotzdem eine spannende und actionreiche Sache, da wir bei den unsteten Windverhältnissen viele Manöver fahren mussten.

Fürs fotografieren haben wir auch einiges dazugelernt. Von einem in der Welle liegenden Schiff einen kurz irgendwo auftauchenden Wal mit Superzoom zu fotografieren, ist definitiv unmöglich. Deshlab haben wir mit Video draufgehalten und auch da feststellen müssen, dass die Filmchen ziemlich wackeln. Trotzdem, im Hintergrund die Kulisse von Tahiti Iti, die schroffen Felsformationen, die komplett in tropisches Grün getaucht und bis zum letzten Quadratmeter bewachsen sind, ist schon beeindruckend genug.

   
Zum Ankern haben wir uns durch den Pass Vaiau hinters Riff gedrückt und dann die Alchi zwischen großen, seichten Korallenflächen knapp unter die grünen Hänge eingeparkt. Schon ein bisserl eng, aber so ist es halt manchmal und dafür sind wir wieder einmal die einzige Yacht weit und breit. Heute, Samstag nachmittag haben wir interessanten Besuch erhalten. Im Ausleger-Kanu paddelnd spricht uns ein sympatischer Mann auf Deutsch an. Es ist Wolf Kloss, ein Segler der mit seiner Frau vor beinahe 2 Jahrzehnten in Feuerland "hängen" geblieben ist. Die beiden betreiben dort unten mit einem Stahlschiff und einer Aluketsch "Kap Hoorn Charter". In 2 Wochen segelst du mit ihnen rund ums Kap, durch den Beagle Kanal oder in die Antarktis. Derzeit sind sie mit der Alu Yacht rund um Amerika unterwegs. Das heißt, von Kap Hoorn über Brasilien, USA ,Kanada, durch die berüchtigte Nord-West Passage, dann weiter nach Alaska, Aleuten, Hawaii, Tahiti, Chile und dann heim zum Kap Hoorn. Wahrscheinlich schaffen sie es innerhalb eines Jahres. Alles Gute von uns für die letzten Meilen Süd!



Coconut Radio Sendestation
Während uns Wolf von den tollen Landschaften in den südlichen Breiten erzählt und den Mund wässrig macht, lenkt uns ein in der Zwischenzeit bekanntes und klar identifizierbares Geräusch, der Wal-Blas, ab. Unglaublich, Buckelwale schwimmen in unsere Richtung in die rifftechnische Sackgasse. 3 Stück sind es und sie kommen 2 Bootslängen entfernt an der Alchi vorbei, bleiben eine Weile am Ende der Gasse, finden keinen Ausweg und kommen wieder an uns vorbei. Sie schwimmen weiter Richtung Pass und dürften ihren Spass haben, da sie sich immer wieder aus dem Wasser katapultieren und sich mit dem Rücken reinplatschen lassen. Die Brustflossen stehen dann noch eine Weile in die Luft, uns es scheint, dass sie winken. Wirklich, das ist jetzt keine Wuchtel aus Moby Dick, das schaut wirklich so aus.

 



Ein Seglerleben ist ja geprägt von vielen falschen Informationen. Einklarieren, Behörden, Wetter, Fischgrößen, Wellenhöhen, Windstärken, etc. unterliegen mehr oder weniger der individuellen Interpretation. Natürlich entstehen so auch viele Gerüchte die sich meistens sogar schneller wie der Wind verbreiten. In Polynesien haben wir dafür einen netten Ausdruck gehört: Coconut Radio. Dabei werden "Informationen" von Kokospalme zu Kokospalme weitergereicht. Wir haben dieses Coconut Radio einmal genauer untersucht und verblüft festgestellt, dass es stimmt. Nur haben in der Zwischenzeit die Kokospalmen auch schon einen evolutionären Schritt gesetzt und sind auf Funkwellen umgestiegen. Daher verbreiten sich Gerüchte jetzt sogar mit Lichtgeschwindigkeit. Nebenan der Beweis.

Hier im Osten von Tahiti haben wir leider kein Internet mehr. Wir werden Ende November wieder in Papeete, der Hauptstadt, zurück sein und dann versuchen, ein paar Fotos und Filmchen nachzureichen.
Es grüßen euch die noch immer unter dem faszinierenden Eindruck dieser gigantischen, majestätischen, friedlichen Tiere stehenden Alchemisten.

Montag, 17. Oktober 2011

Kommentare wieder möglich!

Ja liebe Leitln, endlich haben wir die Technik überlistet und die Einstellungen gefunden, damit JEDER Kommentare schreiben kann und nicht nur registrierte Leser. Also probiert es bitte gleich aus. Auch zu den älteren Posts sind noch Kommentare zulässig.

Also bleibt nicht stumm wie ein Stein!!

Liebe Grüße
Die Alchemisten

Fakarava - Tahiti - Moorea

Der Buckelwal winkt mit seiner Schwanzflosse. Im Hintergrund die Alchemist!

Die Tuamotus sind ganz klar das Traumbild, das man beim Begriff Südsee vor Augen hat. Mit der eigenen Yacht bist du dort auch König. Je nach Lust und Laune verzieht man sich auf ein einsames Atoll oder zu den Gustostückerln wie Fakarava Südpass zum Tauchen oder vor ein Dorf mit Internet und Perlfarm. Einen kleinen Haken hat dieses Paradies natürlich schon. Die Lebensmittelversorgung ist etwas schwierig und vor allem das angebotene Sortiment etwas "basic".

...wenn die Jaus'n stimmt...
Wenn man dann vernüftige Milchprodukte wie Naturyoghurt und diverse Käsesorten bzw. Gemüse und Früchte (ausser Kokosnuss) gefunden hat, steht ein unappetitlich hoher Preis der Ware gegenüber.Wir hatten nach 6 wochen Robinson spielen genug und sind nach Tahiti aufgebrochen. Der erste Einkauf im Supermarkt "Champion",(vergleichbar mit großen Spar Märkten) treibt uns dann auch die Tränenflüssigkeit in die Augen. Camenbert, Brie, Roquefort, Streichkäse, grüner Salat, Rucola, Tomaten, Gurken, Radi, Schoki, Nutella, Wurst, Fleisch! Fleisch! Ja, echtes Fleisch von echten Tieren! Entrocote aus Uruguay, Lamm aus Neuseeland, Proscutto aus Italien, Serano Schinken aus Spanien und und und... Lieber Gott! Lass uns für eine Nacht in diesem Schlaraffenland eingesperrt werden! Der zweite Blick gilt den Preisschildern und schon merken wir deutlich große Unterschiede in den Preisen. Finden wir in allen Bereichen Produkte mit europäischem Preisniveau, liegen daneben auch die speziellen Gourmet Waren mit vergoldeten Preisen. Das heißt für uns also Zeit lassen und vergleichen. Doch schon nach ein paar Tagen mit Highlight "Lebensmittel Shopping" werden wir in unserer Auswahl sicher und genießen die Leckerbissen anschliessend auf der Alchi mit einem wunderschönen Ausblick auf die Vulkanflanken von Tahiti.

Unsere Ausflüge nach Papeete, der Hauptstadt von franz. Polynesien (das flächenmäßig übrigens so groß ist wie Europa ohne Grönland) beschränken sich mehr auf die Ersatzteilbeschaffung für die anstehenden Reparatur- und Wartungsarbeiten am Schiff. Das hat leider nie ein Ende. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, haben auch keine Hemmungen uns zur Konkurrenz weiter zu leiten, wenn sie mit ihrem Sortiment keine Lösung für unser Problem anbieten können. Dank der Informationen unserer Nachbarn Annemarie und Helmut von der österr. Yacht Anna X, können wir unsere Wege optimieren und bald von Tahiti nach Moorea weitersegeln.


Die Schwesterinsel von Tahiti, Moorea, ist nur 12 Meilen entfernt und wie Tahiti ein erloschener Vulkan mit einem Saumriff rundherum. Es bieten sich daher einige vernünftige Ankerplätze an, wenn man durch die vorschriftsmäßig befeuerten Pässe durch das Riff in den geschützen Bereich zwischen Riff und Insel einläuft. Wir erreichen die Cook Bay, nach dem berühmten englischen Seefahrer benannt der hier länger vor Anker lag, wieder einmal erst nach Sonnenuntergang und versuchen im Dunkeln in den Riffkanälen einen Ankerplatz zu finden. Irgendwann lassen wir den Haken auf 18m runter und hoffen das Beste. Am nächsten Morgen bemerken wir dann eine "Ankern verboten" Boje 20m hinter dem Heck. Räusper räusper, sorry! Wir verholen uns 3 Meilen nach Westen in die D'Opunohu Bay.


Am rechten Bildrand im Wasser der Schnochler Herwig S.
Bis Ende November gibt es in franz. Poly. (fP) immer wieder Walsichtungen. Die schwangeren Walkühe kommen im Südwinter in die tropischen Gewässer um ihre Kälber zu gebären und sie einige Monate hochzupäppeln, bevor sie den langen Weg in die nahrungsreichen kalten polaren Gebiete antreten. Von verschiedenen befreundeten Yachten haben wir schon die Stories ihrer Walsichtungen gehört. Wale aus der Entfernung haben wir schon einige gesehen, aber richtig nahe dran waren wir leider noch nicht. Eines Morgens ist uns das Glück hold. Ein durch Überdruck entstehendes morgendliches Bedürfnis zwingt mich um halb sieben am Morgen zum Austreten und dabei entdecke ich die Walgruppe nur 500m vom Ankerplatz entfernt, außerhalb des Riffs. Hektisch reiben wir uns den Sand aus den müden Äuglein und packen Schnorchel und Kameraausrüstung ins Dinghy. In wenigen Minuten brettern wir durch den Pass raus auf die Stelle zu. Wir sind ganz alleine. Sonst sind bei Walsichtungen meistens sofort die Hotelboote mit ihren Touristen vor Ort, die schlummern aber alle noch in ihren Luxusbetten.


Wir lassen uns treiben und verhalten uns ganz ruhig. Jetzt tauchen sie auf! Mutter mit Kalb und noch einem ausgewachsenen Wal. Buckelwale. Die Mutter gut 13m lang. So groß wie die Alchi! Unser Dinghi keine 3m lang. Adrinalin! Sie bleiben ca. eine Minute an der Oberfläche, atmen mehrmals kräftig durch und tauchen dann für mehrere Minuten wieder ab. Wir können sie "sprechen" hören. Das kleine Baby hat ständig die "Klappe" offen. Gut eine halbe Stunde
begleiten wir sie und sind immer wieder in der Nähe wo sie auftauchen. Jetzt setzen wir alles auf eine Karte. Tauchmaske auf, Flossen an und ab ins blaue Nass.


Im Wasser höre ich die Wallaute noch viel besser. Richtung und Entfernung sind abschätzbar. Sie sind nahe, die Laute sehr stark. Das kleine fiepst ständig, die Mutter antwortet im sonorem Bass, das mir der Brustkorb flattert, wie bei einem Punkrockkonzert. Aber wo zum Kuckuck sind sie? Ich sehe nichts unter mir! Dann höre ich das kräftige Ausatmen wie ein platzen einer Druckluftleitung und drehe mich um. Sie sind aufgetaucht. 10m hinter mir. Ich drehe mich um und erstarre. Die Atmung steht, das Herz hat sich in die kleine Zehe vertschüsst. Gewaltige Riesen. Majestätisch. Friedlich. Wunderschön, trotz der für die Buckewale typischen Pocken. Dann tauchen sie wieder ab. Wir begleiten sie noch eine Weile, aber so nahe wie gerade eben kommen wir nicht mehr ran. Trotzdem noch beeindruckend genug.




Ein "buchbares" Highlight hier in Moorea sind die angefütterten Stachelrochen. In der Nachbarbucht westlich von uns gibt es eine sehr seichte, sandige Stelle innerhalb des Riffs, wo Rochen von den Touriguides (Tauch-, Jetski-, ...) gefüttert werden. Auch wir wollen diesmal wieder die Massen austricksen, heben uns von den frischen Shrimps, die wir von der nahen Shrimpsfarm kaufen, die Köpfe und Schalen auf und machen uns am nächsten Morgen sehr früh mit unseren Freunden von der Anna X zu den Rochen auf.





...und wie heißt ihr? Tick Trick und Track?
Gleich bei der Ankunft versammeln sich schon 2 Dutzend noch hungrige Rochen unter dem Dinghy. Vom Dinghy vorsichtig ins Wasser rutschen, weil den 1m tiefen Sandboden sieht man vor lauter Rochen nicht mehr. Es braucht schon etwas Überwindung, weil manche der Tiere doch im Durchmesser 1,2m betragen und dann haben die noch einen 2m langen Schwanz mit Stachel hinten dran. Doch die Tiere sind friedlich. Es gibt zwar ein paar Hooligans unter ihnen, die schubsen und drängeln, doch die meisten versuchen sich mit Hundeblick und Schmuseeinheiten ihren Teil vom Frühstück zu sichern.


Wir geniessen die halbe Stunde in denen wir mit den Tieren alleine sind und spielen mit ihnen im Wasser. Berührungsängste kennen sie keine. Auch einige Schwarzspitzenhaie umkreisen uns, in der Hoffnung, etwas von dem Mahl abzubekommen. Auf Tuchfühlung wie die Rochen, gehen die Haie bei uns aber nicht. Hosenpemperer! Das ist uns auch Recht so. Als dann eine Gruppe Hoteltouristen mit ihren dröhnenden "Grashüpfern" (Jetski) und frischem Futter ankommt, sind wir für die bettelnden Rochen leider wieder schnell uninteressant. Wir hatten auch schon unseren Spaß.


Hooligan Rochen machen dich platt!

Moorrea gefällt uns sehr gut. Weniger hektisch wie Tahiti aber trotzdem landschaftlich reizvoll und wie meistens sind auch hier die Leute sehr herzlich. Auf einem unserer ausgedehnteren Spazier- und Erkundigungsgänge haben wir uns auf einen Privatweg  verlaufen. Die Grundstücke sind auch meist nicht eingezäunt und die Wege nicht gekennzeichnet. Als uns der Besitzer der Obstfarm entdeckt und aufklärt, entwickelt sich ein freundliches und interessantes Gespräch. Zum Abschied schenkt er uns noch Papayas und Avocados aus dem eigenen Garten. In Österreich könnte sowas im günstigen Fall auf ein höfliches Hinauskomplimentieren, im schlechtesten Fall auf eine Besitzstörungsklage hinauslaufen. Ein weiterer Ausflug führt uns durch die Kratercaldera zu einem erhöhten Aussichtspunkt (Belvedere), von wo aus wir die beiden fjordartigen Einschnitte die D'Opunohu und die Cook Bay bestaunen können. Der tiefblaue Ozean, das türkise Riff, die tropisch grüne Vegetation und die schwarzen schroffen Vulkansteine bilden perfekte Kontraste.

Blick vom Aussichtspunkt "Belvedere" auf die D'Opunohu Bay links und die Cook Bay rechts



Liebe Grüße
Die Alchemisten